Fachkräfte-Offensive in Sachsen: Land schickt ab 2024 Studis nach Taiwan – auf Kosten der Regierung
Für die Region ist es eine der wichtigsten Ansiedlungen seit Langem: Halbleiter-Hersteller TSMC baut ein neues Werk in Dresden. Dafür müssen auch Fachkräfte her. Sachsen hat dafür aber einen Plan.
Dresden/Taipeh – Für Sachsen, Deutschland und Europa soll es ein essenzieller Baustein im Kampf gegen Abhängigkeiten werden: Das neue Werk von TSMC, des weltweit wichtigsten Herstellers von Halbleitern, wird in Dresden gebaut. Der Bau der Fabrik soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 beginnen, bis Ende 2027 soll dann die Fertigung starten. Angestrebt werden rund 2000 neue Arbeitsplätze.
Apropos Arbeitsplätze: Das Hauptproblem des Unternehmens aus Taiwan wird wohl darin bestehen, all diese Stellen zu besetzen. Der Fachkräftemangel vor allem im Bereich IT und Ingenieurswesen macht sich bemerkbar. TSMC musste schon den Produktionsstart seines neuen Werks in den USA um ein Jahr nach hinten schieben. Als Grund wurden auch Personalengpässe genannt. Doch dagegen will das Land Sachsen massiv vorgehen: Ab jetzt werden Millionen in die Ausbildung von Fachkräften für TSMC investiert.
500.000 Euro pro Jahr für deutsche Studierende bereit
Dazu hat das sächsische Wissenschaftsministerium zusammen mit der TU Dresden und TSMC in Taiwan am Dienstag (19. September) Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. In die Fachkräfteausbildung soll ab jetzt massiv investiert werden: Relevante Studiengänge sollen angepasst werden, damit Studierende die Inhalte vermittelt bekommen, die bei einer späteren Arbeit für TSMC wichtig wären. Es sollen mehr Studiengänge gänzlich auf Englisch angeboten werden, damit auch mehr junge Menschen aus dem Ausland nach Dresden kommen. Und: Es sollen jedes Jahr Studis die Möglichkeit bekommen, für ein halbes Jahr nach Taiwan zu gehen. Bezahlt wird das alles vom Land Sachsen, pro Jahr werden dafür 500.000 Euro zur Seite gelegt.
Aus diesem Grund wurde nun ein Verbindungsbüro der Universität in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh eröffnet, dort sollen perspektivisch Hunderte deutsche Studierende bei ihrem Auslandsaufenthalt in Taiwan betreut werden. Das sächsische Ministerium finanziert diesen Aufenthalt, wovon drei Monate als Praktikum bei TSMC auf dem Programm stehen.
Bei der Eröffnung des Büros war am Dienstag die Rektorin der TU Dresden, Ursula Staudinger, in Taipeh. „TSMC hat von den Erfahrungen in Arizona gelernt. Deswegen will die TU Dresden an der Entwicklung eines kulturellen Onboardings für TSMC mitwirken“, sagte sie vor Ort. „Ich hoffe, das wird der Beginn einer sehr fruchtbaren Kooperation.“

Die erste Kohorte von deutschen Studis soll schon im kommenden Sommersemester – also im Frühjahr 2024 – nach Taiwan fliegen. Ausgewählt wurden diejenigen, die an dem Auslandssemester teilnehmen dürfen, nach Angabe der TU noch nicht. Aber eine Entscheidung soll wohl zeitnah erfolgen. In Zukunft hofft das Ministerium, dass die Zahl der Teilnehmenden auf „100 leistungsstarke Studierende pro Jahr“ aufgestockt werden kann, wie das sächsische Ministerium auf Anfrage mitteilt. Dafür seien die Mittel da, so das Wissenschaftsministerium.
Andere sächsische Hochschulen sollen bald folgen
Zudem soll das Angebot in Zukunft nicht nur auf Studierende der TU Dresden begrenzt werden: Es gebe noch mindestens elf weitere Hochschulen - zum Beispiel in Leipzig oder Chemnitz - die die nötigen Studiengänge für TSMC schon anbieten. Wann genau das Programm auf diese Universitäten ausgeweitet werden soll, steht noch nicht fest. Die TU Dresden will die Koordinierung aber „in den nächsten Wochen“ angehen. Wenn das Projekt also angelaufen ist, könnten auch Studierende dieser Universitäten von einem Auslandsaufenthalt profitieren.
Mit diesem Vorhaben steigen die staatlichen Mittel, die direkt und indirekt für TSMC ausgegeben werden, nochmal deutlich an. Für die Ansiedlung in Sachsen erhält der Halbleiter-Riese von der Bundesregierung bereits fünf Milliarden Euro an Subventionen.