Viessmann: Traditionsunternehmen geht in die USA - Fanal für Preisverfall bei Wärmepumpen?

Der deutsche Traditionskonzern Viessmann verkauft seine Klimatechnik-Sparte für zwölf Milliarden Euro an den US-Konzern Carrier Global. Für Mitarbeiter und Standorte gibt es weitreichende Garantien.
Allendorf/München - Der traditionsreiche Heizungsbauer Viessmann verkauft seine Klimasparte einschließlich des aussichtsreichen Wärmepumpen-Geschäfts an den US-Riesen Carrier. Der Kaufpreis beträgt zwölf Milliarden Euro in Bar und Aktien. Die Gründerfamilie trennt sich damit vom Kern ihres 106 Jahre alten Unternehmens.
Man habe sich im Rahmen des Deals auch auf langfristige Garantien geeinigt, teilte das Unternehmen in einer Stellungnahme in der Nacht zum Mittwoch mit. Danach seien betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre ausgeschlossen. Zudem habe Carrier weitreichende Zugeständnisse für die Standorte gemacht. Die Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandorte seien für fünf Jahre gesichert, der Hauptsitz in Allendorf für zehn Jahre. Das Geschäft soll zum Jahresende abgeschlossen sein. Allerdings hat Wirtschaftsminister Habeck bereits eine umfassende Prüfung angekündigt.
Boom bei Wärmepumpen: Viessmann erwartet steigenden Arbeitskräfte-Bedarf
Ein Unternehmenssprecher trat am Mittwoch Befürchtungen zu einem möglichen Stellenabbau nach Auslaufen der Garantien entgegen. Aufgrund des Booms bei Wärmepumpen werde der Arbeitskräftebedarf in den kommenden Jahren weiter steigen, sagte er am Mittwoch gegenüber HNA.de. Das Unternehmen will seine Mitarbeitenden am Mittwoch in einer internen Veranstaltung ab 10 Uhr über die Eckpunkte des Verkaufs informieren.
Mit dem Schritt reagiert das Unternehmen auch auf die Wärmewende der Bundesregierung und die veränderte Wettbewerbssituation. „Das war ein zentraler Punkt in den Überlegungen“, bestätigte der Sprecher. Die Ampel will in den kommenden Jahren vor allem auf Wärmepumpen setzen.
Alleine Viessmann wollte in den kommenden drei Jahren rund eine Milliarde Euro investieren, davon gut 200 Millionen für ein neues Werk in Polen. Es soll im kommenden Jahr an den Start gehen. Auch andere Heizungsbauer wie Vaillant oder die Bosch-Tochter Buderus wollen ihre Produktionskapazitäten in den nächsten Jahren erheblich erweitern.
Viessmann: Auch Börsengang war ein Thema
Man habe sich schon länger mit verschiedenen Optionen für die Zukunft des Unternehmens beschäftigt. Dabei hätten alle Optionen auf dem Tisch gelegen „angefangen vom Verkauf an einen europäischen Wettbewerber über ein Joint Venture oder einen Börsengang“, sagte der Viessmann-Sprecher. Am Ende habe man in einem Verkauf an Carrier „den allerbesten Fit“ gesehen.
Tatsächlich könnte der Deal zu einem sehr guten Zeitpunkt kommen. Schließlich dürfte der Wettbewerbsdruck auf die deutschen Anbieter wegen der Wärmewende in den kommenden Jahren deutlich steigen. Denn viele zentrale Komponenten in Wärmepumpen kommen auch in Klimaanlagen zum Einsatz. Das gilt als Einfallstor für asiatische Anbieter, die sich auf die Massenfertigung von Klimaanlagen spezialisiert haben. Zu den größten und kapitalträchtigsten Anbietern gehören der japanische Mitsubishi-Konzern, Samsung (Korea) oder Midea (China).
Wärmepumpen: Experten rechnen mit deutlich fallenden Preisen
Für Verbraucher könnte das aber auch eine gute Nachricht sein. Viele Experten erwarten wegen des Markteintritts großer Anbieter und des steigenden Wettbewerbsdrucks mittelfristig sinkende Preise.