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VW-Rassismus-Video sorgt für Wirbel - Betriebsrat und Politiker haben reagiert

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Von: Marcus Giebel

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Fragwürdiger Werbespot: VW sieht sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt.
Fragwürdiger Werbespot: VW sieht sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt. © dpa / Hendrik Schmidt

VW hat mit einem Werbespot unliebsame Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es stehen Rassismus-Vorwürfe im Raum. Nun äußerten sich der VW-Betriebsrat und Politiker.

Update vom 24. Mai, 13.58 Uhr: Nachdem vor wenigen Tagen ein VW-Werbespot mit rassistischen Inhalten öffentlich wurde und im Internet für Empörung sorgte, hat sich nun auch der VW-Betriebsrat zu dem Vorfall geäußert. Es stehe fest, „dass ja ganz offensichtlich auch VW-intern Fehler passiert sind“, sagte ein Sprecher des Gremiums am Wochenende. 

Rassistischer VW-Werbespot: Betriebsrat äußert Kritik an Unternehmensvertretern

Es sei daher mehr als irritierend, dass einzelne Unternehmensvertreter bereits jetzt öffentlich der beteiligten Agentur eine Schuld zuweisen würden. „Es geht vielmehr aktuell darum, diese Ungeheuerlichkeit restlos aufzuklären - und nicht um vorschnelle Schlüsse“, betonte der Betriebsratssprecher. Zuvor hatte ein VW-Sprecher der Bild-Zeitung gesagt, man müsse erwarten können, dass Inhalte dieser Art eine internationale, kompetente Agentur mit Hauptsitz in den USA gar nicht erst verlassen würden. 

Die Konzernrevision habe mittlerweile begonnen, den Fall zu untersuchen, erklärte der Betriebsratssprecher. „Wenn am Ende das Gesamtbild feststeht, ist es Zeit, mit aller gebotenen Härte die Konsequenzen zu ziehen. Aber auch erst dann“, kündigte der Sprecher außerdem an. Im Fall der geplanten Abwrackprämie 2.0 sieht es für Konzerne wie VW und Co. dagegen gut aus.

Auch einige Politiker haben mittlerweile zu dem Vorfall Stellung bezogen: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bezeichnete das Video als „eindeutig rassistisch und menschenverachtend“ und auch VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann sprach von einem „rassistischen Werbevideo“. Der frühere Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) hingegen laut einem Bericht der Online-Ausgabe der Bild-Zeitung: „Ich halte es für absoluten Blödsinn, Volkswagen Rassismus oder die Absicht zu unterstellen, da White Power zu unterstützen.“

Update vom 23. Mai, 16.51 Uhr: Nach massiver Kritik an einem auf Instagram geposteten Werbespot für den neuen VW Golf 8 hat sich nach dem Volkswagen-Konzern selbst (siehe unten) auch die verantwortliche Agentur entschuldigt: „Ich bin entsetzt und zutiefst betroffen, wie so etwas in unserem Verantwortungsbereich geschehen konnte“, sagte Tobias Pschorr, Geschäftsführer der Voltage OMC GmbH, in einer Mitteilung

Rassistischer VW-Werbespot: Agentur erwägt drastische Schritte

Das kritisierte Werbevideo für die VW-Neuheit entspreche in keiner Weise dem ethischen und moralischen Anspruch der Agentur und habe zu Recht Empörung und Unverständnis ausgelöst. „Wir haben bereits begonnen, den gesamten Entstehungsprozess dieses Posts zu eruieren“, sagte Pschorr. „Sollte sich herausstellen, dass einer unserer Mitarbeiter oder ein Zulieferer vorsätzlich fremdenfeindliche oder rassistische Inhalte erstellt hat, wird dies zu einer sofortigen Kündigung und zu rechtlichen Maßnahmen führen.“ Die vorangegangenen Freigabe-Prozesse würden von der Voltage OMC GmbH geprüft.

Im Netz gibt es unterschiedliche Reaktionen auf den polarisierenden Werbespot. Manche User halten das Bewegtbild-Material lediglich für unglücklich und glauben nicht daran, dass in dem VW-Video eine versteckte Botschaft Platz finden sollte.

Auch abseits der Kampagne beschert der VW Golf 8 dem Konzern Probleme: Wegen eines technischen Problems liegt die Auslieferung der neuen Kompaktklasse auf Eis.

Rassismus-Vorwürfe wegen VW-Werbespot: „Falsch und geschmacklos“

Ursprungsartikel vom 21. Mai 2020:

Wolfsburg - Aufgrund der Corona-Krise* ächzt die Automobilbranche derzeit ohnehin, weil die Verkaufszahlen in den Keller rauschen. VW macht sich das Leben aber auch in Eigeninitiative besonders schwer. Wegen eines auf Instagram und Twitter geposteten Werbespots sieht sich der Konzern aus Wolfsburg Rassismusvorwürfen ausgesetzt.

Der kurze Clip zeigt, wie ein dunkelhäutiger Mann von zwei großen hellhäutigen Händen durch die Gegend geschubst wird. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird am Ende mit großen Buchstaben das aus der Kolonialzeit und Sklaverei entlehnte Wort „Neger“ angedeutet. Unfassbar!

Rassismusvorwürfe wegen VW-Werbespot: Konzern findet Video „falsch und geschmacklos“

Nach heftigen Reaktionen im Internet entschuldigte sich der Autobauer und löschte das Video von seinen Social-Media-Plattformen. „Ganz ohne Frage: Das Video ist falsch und geschmacklos“, erklärte das Unternehmen. Dass der Clip bei vielen Beobachtern zu Empörung und Wut führe, könne man verstehen. Und weiter: „Wir distanzieren uns davon und entschuldigen uns dafür. Wir werden aufklären, wie das passieren konnte - und Konsequenzen daraus ziehen.“

Volkswagen teilte außerdem mit: „Schon vor dem Hintergrund unserer eigenen Unternehmensgeschichte positioniert sich Volkswagen gegen jede Form von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung.“

Rassismusvorwürfe wegen VW-Werbespot: Betriebsrat fordert restlose Aufklärung

Nun droht jedoch auch intern Ärger. Betriebsratschef Bernd Osterloh fand deutliche Worte: „Ich schäme mich für diesen Spot. Da spreche ich sicherlich für die ganze Belegschaft.“ Die Mitarbeitervertretung verlange nun eine vollständige Aufklärung darüber, wer für die Insta-Story verantwortlich ist, so Osterloh. „Der Vorfall muss jetzt restlos aufgeklärt werden“, betonte der 63-Jährige. „Der Betriebsrat wird nicht zulassen, dass die Verantwortung für diesen Vorfall dauerhaft vom Top-Management nach unten abgeschoben wird.“

Klare Worte fand auch Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland: „Das Video ist grenzwertig und komplett rassistisch in seiner Wirkung.“ Für ihn sei erstaunlich, dass es die heftigen Reaktionen in den sozialen Medien gebraucht habe, damit auch VW selbst das Video kritisch sehe.

Rassismusvorwürfe wegen VW-Werbespot: Konzern fühlte sich zunächst missverstanden

Zunächst hatte sich der Autobauer noch „überrascht und schockiert“ gezeigt, „dass unsere Instagram-Story derart missverstanden werden kann“. Erst im Nachgang ruderte VW entschiedener zurück und stellte fest: „Viele Initiativen im Unternehmen und in unserer weltweiten Belegschaft fördern Vielfalt, Integration und eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit.“

User „Katharina S.“ fasste den gesamten Vorgang treffend zusammen: „VW möchte bitte aus dem letzten Jahrhundert abgeholt werden. VW bitte.“ Eine interessante Schlussfolgerung zog derweil „Peddler Pitter Potter“: „Wenn VW clever wäre und Rückgrat hätte, würden sie den Clip noch einmal mit schwarzer Hand und weißem Mann posten.“

Über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die deutsche Wirtschaft berichten wir in unserem News-Ticker. Auch über die Entwicklung bei VW halten wir Sie stets auf dem Laufenden.

Auf merkur.de* informieren wir Sie darüber, worauf Sie beim Autokauf achten sollten. Das Portal bietet auch Informationen zur Vorbereitung auf die TÜV Hauptuntersuchung.

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dpa, mg

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