„Ein wenig zurückstecken“: Wirtschaftsweiser plädiert für „Sonderopfer der Beamten“
Beamte genießen einige Privilegien. Deswegen könnten sie nach Ansicht eines Ökonomen wegen der gespannten Haushaltslage bei der Erhöhung ihrer Bezüge etwas zurückstecken.
München - Derzeit kämpft die Gewerkschaft Verdi für eine höhere Bezahlung im öffentlichen Dienst. Der Wirtschaftsweise Martin Werding hat nun in einem Interview mit der WirtschaftsWoche angeregt, darauf zu verzichten, den Abschluss auf die Beamten zu übertragen. „Ein solches ‚Sonderopfer‘ hat es in der Vergangenheit schon mehrfach gegeben. Angesichts der angespannten Haushaltslage halte ich es für legitim, dass Beamte, die einige Privilegien genießen, ein wenig zurückstecken.“ Das hieße allerdings nicht, ihnen eine Lohnerhöhung komplett vorzuenthalten. Aber man könnte sie zeitlich strecken oder einen Teil in Pensionsrücklagen stecken.

Beamtentum in Deutschland: Experten fordern Konzentration auf hoheitliche Aufgaben
In früheren Aussagen hat sich Werding bereits zu den Beamten geäußert. So sollte darüber nachgedacht werden, „ob wirklich in allen Fällen hoheitliche Aufgaben erfüllt werden, also eine Verbeamtung wirklich notwendig ist.“ Es gebe sicherlich viele Fälle, in denen man die Situation kritisch hinterfragen müsse. Darüber hinaus sollten mit jeder Verbeamtung auch zugleich Rücklagen für die Altersversorgung gebildet werden.
Werding steht nicht allein da. So fordert der Freiburger Rentenexperte Bernd Raffelhüschen, dass der Beamtenstatus zukünftig auf hoheitliche Aufgaben wie Justiz, Polizei oder Finanzverwaltung beschränkt werden soll. In die gleiche Richtung gehen auch Überlegungen von Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes (BdSt).
Pensionäre und Rentner: Beamte im Ruhestand finanziell besser dran
Hintergrund ist auch, dass Pensionäre im Schnitt viel mehr Geld als Rentner erhalten. Das Rentenniveau liegt derzeit bei 48 Prozent, so dass Rentner mit weniger als der Hälfte des letzten Einkommens auskommen müssen. Knapp über die Hälfte der Rentner bekommt jeden Monat weniger als 1000 Euro aus der Rentenkasse ausbezahlt. Beamte dagegen sollen im Alter nach neuesten Schätzungen Mindestversorgungsbezüge über 1800 Euro erhalten. Beamte im höheren Dienst können sich sogar auf monatliche Zuwendungen von bis zu 5000 Euro freuen.
Pensionslasten für Bund, Länder und Gemeinden: Ausgaben in Milliarden-Höhe
Angesichts der steigenden Zahl der Beamten, die in Ruhestand gehen, steigen die Pensionslasten für Bund, Ländern und Gemeinden rasant an. Im Jahr 2020 musste der deutsche Staat dafür 65,5 Milliarden Euro aufwenden. Dies geht aus dem Sozialbericht der Bundesregierung hervor. Diese Zahl wird voraussichtlich weiter steigen. Bis 2025 werden Ausgaben in Höhe von 81,3 Milliarden Euro erwartet.