Woolworth: Discounter expandiert kräftig – In diesem Jahr sollen über 100 neue Läden eröffnet werden
Die hohe Inflation verändert das Einkaufsverhalten der Verbraucher. Das gibt Nonfood-Discountern Aufwind, sie erweitern ihr Filialnetz.
Unna – Das Ladensterben in den deutschen Städten schreitet voran. 2023 sollen nach einer Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) rund 9000 Läden aufgeben werden. In den drei Jahren davor waren es jeweils 11.000. Betroffen sind vor allem kleinere Fachhändler, es sind aber auch große Namen darunter wie Galeria-Karstadt-Kaufhof, die Schuhhandelskette Görtz oder die Modekette Gerry Weber. Eine Ursache dafür ist auch die hohe Inflation, die Verbraucher sind knapper bei Kasse. Viele achten darauf, günstig einzukaufen.
Woolworth auf Expansionskurs: In Polen wird erste Auslandsfiliale eröffnet
Es gibt Handelsketten, die von der schwierigen wirtschaftlichen Situation und dem geänderten Einkaufsverhalten der Verbraucher profitieren. Dazu gehört Woolworth, ein Discounter, der hauptsächlich günstige Nonfood-Ware, aber auch Lebensmittel anbietet. Wie Woolworth-Chef Roman Heini auf LinkedIn schreibt, wurden allein im März und April dieses Jahres in Deutschland 36 neue Standorte eröffnet. „Noch vor drei Jahren war solch eine Anzahl auf ein gesamtes Geschäftsjahr verteilt – und schon damals zählte Woolworth zu den am schnellsten wachsenden Filialisten Deutschlands“, so Heini. Bis Ende des Jahres sollen es sogar über 100 neue Geschäfte sein. 2022 weihte Woolworth bereits 60 Läden ein, 2021 waren es 40.

Die weiteren Pläne sind ambitioniert, laut der TextilWirtschaft soll das Filialnetz langfristig von derzeit 590 auf 1000 Standorte ausgebaut werden. Zusätzlich expandiert Woolworth nach Polen. Am 8. Mai wurde in Krakau der erste Standort im Ausland eröffnet. Das Tempo ist hoch, am 12. und am 26. Mai sollen zwei weitere in Poznan und Warschau folgen. Insgesamt sind in Polen bis zu 400 Standorte geplant.
Nonfood-Discounter expandieren europaweit: Tedi und Action erweitern Filialnetz auch in Deutschland
Auch Unternehmen mit einem ähnlichen Geschäftsmodell wie Woolworth sind auf Expansionskurs. Der niederländische Discounter Action hat 2022 europaweit 280 Märkte eröffnet, inzwischen sind es über 2260. In Deutschland soll in diesem Jahr die 500. Filiale eingeweiht werden.
Konkurrent Tedi, dessen Besitzer auch Woolworth gehört, hat europaweit bisher rund 250 Märkte eröffnet, 400 weitere sind geplant. Insgesamt betreibt der Discounter in 14 europäischen Ländern über 2900 Filialen, davon über 1800 in Deutschland.
Geschichte von Woolworth: Deutsche Tochter überlegt Insolvenz der US-Mutter
Woolworth hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das Ursprungsunternehmen wurde 1879 von Frank Winfield Woolworth in den USA gegründet, 1926 erfolgte der Sprung nach Deutschland. Im Zuge der Insolvenz der US-Mutter 1997 wurden die letzten Kaufhäuser in den USA geschlossen, doch die deutsche Tochter machte sich 1998 im Rahmen eines Management-Buy-Outs selbstständig.
2007 übernahm die britische Investment- und Beratungsgesellschaft Argyll Partners das operative Geschäft von Woolworth Deutschland. Zwei Jahre später allerdings musste das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen. Durch einen Asset Deal mit der H. H. Holding wurde das Unternehmen gerettet und die Woolworth GmbH gegründet, die ab Juni 2010 158 Standorte weiterführte.
Geschäftszahlen von Woolworth: Discounter rutschte in der Pandemie ins Minus
Für 2022 gibt es noch keine Umsatzzahlen von Woolworth. Im Geschäftsjahr 2020/21 kam der Discounter laut Bundesanzeiger auf einen Umsatz von rund 462,5 Millionen Euro, allerdings fiel bedingt durch die Corona-Pandemie ein Minus von rund 7,7 Millionen Euro an. Im Jahr zuvor wurde bei einem Umsatz von 478,7 Millionen Euro noch ein Gewinn von fast 11,9 Millionen Euro erwirtschaftet.