Zustellfahrzeuge der Deutschen Post betroffen: E-Auto-Hersteller meldet Insolvenz an

Die B-ON GmbH, Hersteller elektrischer Lieferwagen, hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Aachen gestellt. Die Fahrzeuge werden von der Deutschen Post für die Zustellung genutzt.
Bonn/Aachen – Eigentlich sah alles gut aus für die B-ON GmbH, einem Hersteller elektrischer Lieferwagen. Ende August war sogar noch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu Besuch im Werk in Düren. Nun gab das Unternehmen bekannt, am vergangenen Freitag einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Aachen gestellt zu haben.
Unternehmen stellte Zustellfahrzeuge für die Deutsche Post her
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde laut Mitteilung Dirk Wegener, Rechtsanwalt und Partner der dhpg, bestellt. Von der Insolvenz seien demnach 78 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der B-ON GmbH und etwa 170 Mitarbeitende des Dürener Neapco-Werkes betroffen, das den Sherpa (ehemals StreetScooter WORK) für die B-ON GmbH produziert. Der Streetscooter wird unter anderem von der Deutschen Post als Zustellfahrzeug genutzt.
Die Idee für den Streetscooter ging 2010 aus einer Forschungsinitiative an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen hervor. 2014 wurde das Start-up an die Deutsche Post DHL Group (DPDHL) verkauft, die selbst ein Zustellfahrzeug entwickeln wollte. Dabei machte sie aber Verluste. 2022 übernahm dann die heutige B-ON GmbH, die ein vollelektrisches Flottenmanagement anbietet und auch Niederlassungen in anderen Ländern wie den USA und Japan hat.
In diesem Jahr entstand dann der Eindruck, dass B-ON sich auf einem guten Weg befindet: Im April konnte das Unternehmen einen Umsatz von rund 114 Millionen Euro sowie Verträge und Absichtserklärungen für den Verkauf von insgesamt 11.000 Fahrzeugen im Jahr 2022 vorweisen, wie t-online.de berichtet. Zudem seien Verhandlungen für weitere 30.000 Fahrzeuge im laufenden Jahr weit fortgeschritten gewesen.
Gründe für Insolvenz: Lieferengpässe und Produktionsstopp
Doch trotzdem ist das Unternehmen in eine Schieflage geraten: Laut Mitteilung hätten Lieferengpässe bei Bauteilen zum Produktionsrückgang und damit in der Folge zu Zahlungsschwierigkeiten geführt. Nun gibt es einen plötzlichen Produktionsstopp und die Insolvenz.
Noch will man sich aber nicht geschlagen geben: „Ziel ist es weiterhin, B-ON als führenden Anbieter von e-Mobility-Lösungen in Europa zu etablieren“, erklärt Jörg Hofmann, Managing Director von B-ON. Dirk Wegener, vorläufiger Insolvenzverwalter ergänzt: „Die Produktion soll kurzfristig wieder aufgenommen werden. Hierzu haben wir bereits erste Gespräche mit Kunden und Lieferanten geführt, die in den nächsten Tagen intensiv fortgesetzt werden.“
Auch der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Müller wünscht sich, dass die Produktion in Düren erhalten bleibt und hofft dabei auf Unterstützung von der Deutschen Post. Diese müsste Interesse daran haben, dass es mit Streetscooter weitergeht, da sie regelmäßig Unterstützung benötigten, so Müller gegenüber der Aachener Zeitung.