1. tz
  2. Wissen

Mars-Mond Deimos: Muss seine Geschichte umgeschrieben werden?

Kommentare

Der Mars hat zwei Monde: Phobos und Deimos. (Künstlerische Darstellung)
Der Mars hat zwei Monde: Phobos und Deimos. (Künstlerische Darstellung) © imago images/Anterovium

Der Marsmond Deimos wird von der Raumsonde „Hope“ genau unter die Lupe genommen. Dabei stellt sich heraus, dass er offenbar anders entstand, als bisher angenommen.

Dubai – Deimos ist einer von zwei Monden, die den Planeten Mars umkreisen. Wegen Deimos‘ unregelmäßiger Form geht eine gängige Theorie davon aus, dass der Mond ein Asteroid ist, den der Mars durch seine Schwerkraft „eingefangen“ hat. Auch für den größeren Marsmond Phobos gibt es diese Theorie. Doch neue Beobachtungen des Marsmonds Deimos durch die Raumsonde „Hope“ scheinen diesen Erklärungsansatz über den Haufen zu werfen.

„Hope“ ist eine Raumsonde der Vereinigten Arabischen Emirate und befindet sich seit Februar 2021 in einer Umlaufbahn um den Mars. Das wissenschaftliche Ziel der „Hope“-Mission war es, die saisonalen Veränderungen in der Atmosphäre des Mars sowie Wettermuster zu beobachten. Als nach dem Abschluss dieser Forschung noch genügend Treibstoff vorhanden war, wurden die Triebwerke der Raumsonde gezündet, um sie in einen Orbit zu bringen, der mehrere Vorbeiflüge am nur wenig erforschten Mond Deimos ermöglicht.

Marsmond Deimos im Visier von „Hope“: Doch kein eingefangener Asteroid?

Am 10. März ist „Hope“ zum ersten Mal am Marsmond Deimos vorbeigeflogen und hat diesen mit ihren drei Instrumenten untersucht. Die Auswertung der Daten zeigt Überraschendes: Offenbar besteht der Marsmond Deimos aus dem Material, das auch von der Oberfläche des roten Planeten bekannt ist. Es handelt sich nicht um die Art von kohlenstoffhaltigem Stein, aus dem viele Asteroiden bestehen.

Daraus schließen die beteiligten Forscherinnen und Forscher, dass Deimos aus demselben Material, aus dem auch der Mars zusammengesetzt ist. „Wenn es Kohlenstoff oder organisches Material gäbe, würden wir das in spezifischen Wellenlängen sehen“, erklärt Hessa Al Matroushi, die wissenschaftliche Leiterin der „Hope“-Mission, gegenüber Nature. Al Matroushi stellte die Ergebnisse am 24. April auf einem Treffen der European Geosciences Union in Wien vor.

War der Mond Deimos einst ein Teil des Mars?

Der Marsmond Deimos hat einen Durchmesser von etwa 12,4 Kilometern und befindet sich in einer gebundenen Rotation mit dem Mars. Das bedeutet, dass er dem roten Planeten immer dieselbe Seite zuwendet. Aufgrund ihrer Umlaufbahn konnte „Hope“ nun jedoch die von der Mars-Oberfläche nicht sichtbare Seite des Mondes sehen und den kleinen Himmelskörper genauer unter die Lupe nehmen.

Wie es scheint, muss nun eine neue Theorie entwickelt werden, wie Deimos zu einem Mond des Planeten Mars wurde. Möglicherweise brach der kleine Mond irgendwann in der Vergangenheit vom roten Planeten ab. Möglicherweise entstanden Deimos und auch Phobos, als ein anderer Himmelskörper mit dem Mars zusammenstieß und einen Teil des Mars herausbrach. Diese Theorie wäre gar nicht so unwahrscheinlich – schließlich ist auf diese Art vor mehr als vier Milliarden Jahren auch der Mond entstanden, der um die Erde kreist. (tab)

Auch interessant

Kommentare